Grenzschlängeln an der Kalten Sense

Flora, Fauna und geologische Besonderheiten

Bei der vom Verein Kultur Natur Deutschfreiburg am 24. Juni organisierten Wanderung ging es im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein und durch oft knietiefes Wasser mit starker Strömung. Die weglose Route führte durch das Flussbett der Kalten Sense, von Sangernboden nach Zollhaus. Zu entdecken gab es eine unerwartet reiche Flora, Fauna und einige geologische Besonderheiten.
Begonnen hat das Erlebnis in Sangernboden. Nach einem kleinen Abstecher in die Muscherensense erreichte die Gruppe das breite Bett der Kalten Sense. Schlagartig wurde sie in eine ganz andere Welt versetzt, begleitet von Vogelgezwitscher und dem – je nach Strömung – unterschiedlich lauten Rauschen des Wassers.
Die Wanderstöcke erwiesen sich bereits beim Einstieg über das zum Teil lose Geröll als sehr nützlich. Gemächlich ging das «Grenzschlängeln im Bett der Kalten Sense». Über Tausende von Jahren hat sich die Kalte Sense zwischen den Höhenzügen der Pfyffe und den Ausläufern der Freiburger Voralpen in unzähligen Windungen tief ins Gelände hineingegraben. Für die Gruppe galt es, ausgetrockneten Seitenarmen, abschüssigen Geröllfeldern, Felsblöcken und chaotisch aufgeschichteten Holzhaufen auszuweichen und die günstigsten Stellen zur Flussüberquerung zu finden.
Bereits bei seinen ersten Hinweisen blitzte das breite naturwissenschaftliche Wissen von Wanderleiter Walter Vonlanthen auf. Er weiss von über 650 in diesem Gebiet vorkommenden Pflanzen- und Tierarten. Der ehemalige Sekundarlehrer verstand es ausgezeichnet, die Aufmerksamkeit der Wanderschar auf Details der vielfältigen Flora und Fauna zu lenken. Dank seinen Ausführungen entpuppte sich die von Wasserarmen durchzogene Geröllwüste als Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren.
Auch über die geomorphologischen und geologischen Besonderheiten wusste er Bescheid: Der Flusslauf ändert sich ständig, Hochwasser nach starken Gewittern und längere Regenperioden führen zu besonders markanten Veränderungen. Aus den angeschwemmten Geröll- und Erdmassen, Baumstämmen und Sträuchern entstehen Inseln und Geschiebebänke. Darauf bilden sich Auenwälder, die nach einem neuen Naturereignis plötzlich wieder verschwinden. Auenwälder sind typisch für die Flusslandschaft der Sense.
Das Flussbett der Kalten Sense besteht aus unterschiedlichem Kalkstein, direkt angeschwemmt oder während den Eiszeiten im Flusstal oder an dessen Abhängen abgelagert. Eine Besonderheit bildet der in dieser Gegend vorkommende Plaffeiit, ein versteinertes Harz, ähnlich dem Bernstein.
Mit ziemlicher Verspätung auf den Marschplan entstieg am späten Nachmittag bei Zollhaus ein munteres Wandervölklein dem steinigen Flussbett der Sense. Einige spürten ihre müden Beine und praktisch alle waren von unten her bis fast zu den Hüften durchnässt. Trotzdem sah man nur strahlende Gesichter.
Autor: Willy Dietrich

Print Friendly, PDF & Email