Panzersperre Biberenächer

Die Panzersperre Biberenächer zwischen Gurmels und Liebistorf ist ein Relikt vergangener militärstrategischer Planungen. Das Bauwerk im Tal der Bibera ist aber nicht nur von militär- und
kulturhistorischer Bedeutung, sondern auch aus ökologischer Sicht wertvoll.
Schon vor einigen Jahren hat Pro Natura den Wert von Panzersperren – als extensiv genutzte Landstreifen – erkannt und angefangen, sie dem Bund für Vernetzungsprojekte abzukaufen. Aus vereinzelten Projekten ist ein systematisches Vorgehen geworden. Jetzt möchte Pro Natura Freiburg die Panzersperre Biberenächer zwischen Gurmels und Liebistorf vom Bund übernehmen.
Die Panzersperre Biberenächer verbindet das Grossholz mit dem Galmwald und kreuzt dabei die renatuierte Bibera, erklärte Biologe Emanuel Egger, Vorstandsmitglied von Pro Natura Freiburg, an einer Veranstaltung von KUND am Samstag, 4. Mai 2019 die Ausgangslage. Trotz der unerfreulichen Wetterprognosen, aber schliesslich bei Wetterglück hörten ihm gegen dreissig Interessierte zu. Der Biologe wirkt auch in der Arbeitsgruppe Natur und Landschaft von KUND und betreut das Vernetzungsprojekt Auried-Bibera der Gemeinden Gurmels, Kleinbösingen und Ulmiz. Geplant sei unter anderem, verriet er, in unmittelbarer Nähe der Bibera für Amphibien, etwa für Laubfrösche, Tümpel einzurichten.
Eine Goldammer meinte zum Projekt: „Ich habe dich sososo lieb!“ So zumindest übersetzte der Biologe das Vogelgezwitscher. Auch der Historiker Juri Jaquement, der seine Masterarbeit zur Fortifikation Murten geschrieben hat und an der KUND-Veranstaltung zur Geschichte der Panzersperre sprach, findet Gefallen an dem Projekt. Nicht nur, weil sich Pro Natura dabei für die Erhaltung des Denkmals einsetzen muss: „Es ist doch ein schöner Gedanke, dass dieser Ort, der einst als Sperrstelle, als Trennelement, geplant worden ist, jetzt zu einem Objekt der Verbindung umgenutzt werden soll“, sagte er.
Tatsächlich ist die Panzersperre Biberenächer ein Relikt vergangener militärstrategischer Planungen. Im Ersten Weltkrieg baute die Eidgenossenschaft hier eine Sperrstelle, um einen Angriff aus dem Westen aufzuhalten oder zu verhindern. Ein Jahrhundert nach Napoleon wurde befürchtet, Frankreich könnte durch die Schweiz ziehen und so die deutsche Verteidigungslinie im Süden umgehen zu wollen.
Vom Bielersee bis zur Saane reichte das Bauwerk, das als Fortifikation Murten in die Geschichte einging. Juri Jaquemet vermutet, dass mit diesem Namen der Mythos der Schlacht bei Murten, bei der 1476 der burgundische Feind aus dem Westen abgewehrt wurde, genutzt werden sollte. Harmonische Einigkeit herrschte am Schützengraben, der praktisch den Röstigraben in die Landschaft zeichnete, aber nicht: Während die Deutschschweiz es mit Deutschland hielt, sympathisierte die Romandie mit den Franzosen. Ausserdem darbten die Familien zuhause, wenn der Ernährer – damals ohne Erwerbsersatz – fürs Vaterland im Einsatz stand und den militärischen Drill mitmachen musste.
16‘000 Soldaten besetzten zu Beginn des Krieges die Fortifikation, später waren es noch 2000. Sie waren in Ställen und Scheunen der Umgebung einquartiert, die Offiziere meist bei Pfarrern, Lehrern und Dorfoberen. Nach dem Krieg wurden die Stacheldrähte entfernt, die Schützengräben wieder zugeschüttet. Zurück blieben die Betonbauten.
Im Zweiten Weltkrieg kehrte die Armee zurück. Dass ein militärisches Bauwerk später nochmals genutzt wird, sei eher ungewöhnlich, sagte der Historiker. Das Gelände diktierte die Linienführung der Panzersperre. Jedoch wurden die Bunker der neuen Waffenwirkung angepasst: Sie wurden mit viel mehr Beton und nicht mehr im freien Feld, sondern in den Waldrändern erstellt. Es galt nun auch nicht mehr, den Feind aufzuhalten, sondern nur noch seinen Durchmarsch zu verzögern.
Gerade dieses Mit- und Nebeneinander von Bauwerken aus dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg erhebt die Panzersperre Biberenächer heute zu einem militärischen Denkmal von nationaler Bedeutung. Daran ändert sich auch nichts, wenn im Winter Fledermäuse im Bunker einziehen.

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