Schwindelerregende Blicke im Equilibre

Sechsundzwanzig Gutgelaunte erschienen am 20. Januar 2024 zur Führung in diesem Zentrum Freiburgs für Theater und Konzerte.

Franz Baeriswyl, Präsident des Vorstandes von Theater in Freiburg (TiF),  bot aufschlussreiche Einblicke in die Geschichte des Freiburger Theaters. Seinen Anfang nahm es auf dem Liebfrauenplatz:  das Spiel der Gaukler und Wandertruppen seit dem 15. Jahrhundert, religiöse Aufführungen wie die Dreikönigsspiele, das Jesuitentheater, aber auch weltliche wie Hinrichtungen – richtig, Hinrichtungen als Schauspiele! – bis zum klassischen und modernen Theater.  Gefördert von Regierung, Zünften und einflussreichen Familien fanden des weiteren  Aufführungen in der Grenette, im Livio, in der Aula der Universität statt. Bis zum Equilibre blieb aber ein weiter Weg. Die unterschiedlichen Vorstellungen über verschiedene Projekte von Generalrat, Künstlern und Interessengruppen mussten ins Gleichgewicht finden,  bis sie endlich 2011 im Equilibre architektonisch realisiert wurden. Ganz abgeschlossen ist der Werdegang noch nicht, für das Äussere des Baus und des Vorplatzes liegen Projekte vor – manch einen wird dies freuen.

Jetzt aber die Frage: Was ist mit dem Inneren? Überraschungen auf Schritt und Tritt, gelassen enthüllt von Michael Kilchör, dem technischen Leiter der Aufführungen von TiF, und Lea Wattendorf, Mitglied des Verwaltungsteams des Equilibre und des Vorstandes von TiF.  Probe- und Ankleideräume der Schauspieler, labyrinthartige Gänge und stählerne Galerien, die Blicke in die Tiefe auf Bühnen und Zuschauerraum ermöglichen –  schwindelerregend,  normalerweise nur Ton-, Licht- und Kulissentechnikern vorbehalten, durch schwarze Metallgitterböden hindurch –  bitte Schlüssel oder Handy nicht runterfallen lassen! An Bataillonen schwerer Lampen, breiten und hohen Elektrokästen und Mischpulten vorbei ging es zum Bühnenraum. Überraschende Tiefe auch hier und die vorsichtigen Blicke nach oben waren nun vorbereitet auf das, was da so alles über einem schwebte, bereit, als Kulisse eines Schauspiels oder einer Oper herabgelassen zu werden – im richtigen Moment, in der gewünschten Beleuchtung und der fein abgestimmten Musik dazu.  

Die professionellen Kompanien aus der Schweiz, aus Frankreich, Deutschland und Österreich sind jedesmal recht angetan von einer Bühnentechnik auf hohem Niveau, die ihnen das Equilibre zu bieten hat und die Aufführungen – nachdem der unerschrockene Zuschauer die Treppen zum Eingang des Zuschauerraumes gemeistert hat – zum ästhetischen Hochgenuss werden lassen.

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